Eklat in Schönefeld

Wie ich sie hasse, die 7 Uhr-Flüge nach Brüssel. Und dann noch von Schönefeld. Weit weg im Osten, ich könnte eigentlich genausogut in Warschau starten. Andererseits, eigentlich sind sie optimal getimt. Du sparst die Übernachtung und kommst genau rechtzeitig an. Wie dem auch sei: du musst immer daran denken, alles am Abend vorher zu packen.

Genau das hatte ich mal wieder vergessen. Mist. Der Wecker klingelt. 4 Uhr 30. Grauenhaft. Weiterschlafen ist der natürliche Reflex. Der Wecker klingelt wieder. 4 Uhr 35. Jetzt aber wirklich. Ab ins Badezimmer. Alles dauert doppelt so lang, ich bin noch nicht wach.

Und nun. Was anziehen? Hätte ich gestern klären sollen. Habe ich aber nicht. Das knallrote Kleid. Nein, das geht nicht. Zu knallig. Das kannst du nicht bringen. Warum eigentlich nicht? Ach, was weiß denn ich, nehmen wir das schwarze. Nein, das sieht so traurig aus, da hilft auch ein rotes Tuch nichts. Oder doch Jeans? Nein, das ist zu sehr street style. Hilfe. Was ist denn das? Ich habe ein graues Kleid im Schrank entdeckt. Woher kommt das denn? Wann habe ich das denn gekauft? Ich und grau? Egal, es fühlt sich schön warm an, das nehme ich jetzt.

Das hat jetzt wieder viel zu viel Zeit gekostet. Slip und Leggins, schwarze Stiefel, rote Halskette, passt. Ach, BH, ganz vergessen, Mist ich muss los. Ich schmeiße einen in den Trolley, und tschüss.

Gerade noch rechtzeitig in Schönefeld angekommen, kündigt sich das Unheil an. Es gibt dort eine gottverdammte Sicherheits-Linie, bei der die Apparate viel schärfer eingestellt sind als bei den anderen. Warum auch immer. Ich habe sie immer gemieden. Seit neuestem kann man sich die Linie nicht mehr aussuchen, du wirst zugeteilt.

Ich lande in dieser Linie. Vor mir einer, der einen ganzen Werkzeugkasten ins Handgepäck mitnehmen will. Schraubenzieher, Zangen, ein Hammer, Bohreraufsätze. Spinnt der? Diskussionen ob er das mitnehmen darf oder nicht. Darf er nicht. Sieht er aber nicht ein. Muss er aber. Er muss das Zeug einchecken. Aber er weigert sich. Irgendwann gibt er doch nach. Kostet alles wertvolle Zeit.

Endlich bin ich dran. Handtasche, Mantel und Schal in den Plastikkorb, Notebook auch, ich spaziere durch das Tor.

Piep.

Ich ziehe die Stiefel aus und lege sie auf das Band. Zweiter Versuch.

Piep.

Halskette abnehmen, ab in den Korb, dritter Versuch.

Piep.

Ohrringe ab in den Korb, vierter Versuch.

Piep.

Fingerringe ab in den Korb, fünfter Versuch.

Piep.

Panik. Ich muss diesen Flieger kriegen. Kann  mich jetzt vielleicht mal jemand abtasten?

Nein, wir haben keine Frau hier die das macht. Sie ist heute morgen nicht gekommen. Sie müssen durch das Tor ohne dass es piept. Sagt die Frau. – Und warum tasten Sie mich nicht ab? – Ich darf das nicht. – Es ist mir egal ob mich ein Mann abtastet. Kann das jetzt einer von den 2 Männern machen? – Nein, das ist nicht erlaubt.

Mir platzt der Kragen. Ich muss diesen Flieger kriegen. Ich ziehe das Kleid aus, lege es auf das Band und…ja stimmt, ich habe ja gar keinen BH an. Topless spaziere ich durch das Tor.

Piep.

Als ich anfange, auch noch die Leggins ausziehen zu wollen, gerät die Dame in Panik. Das können Sie doch nicht machen!!!  – Was bleibt mir anderes übrig? – Nein! Also gut, Sie lassen sich von einem Mann untersuchen?  – Ja natürlich.

Den beiden Männern ist es sichtlich peinlich. Warum eigentlich? Bin ich etwa hässlich? Stinke ich? Es müsste doch Schlimmeres geben für einen Mann als mich im halbnackten Zustand abzufummeln. Das Highlight des Tages, würde ich mal annehmen. Diese Langweiler.

Wer möchte?

Betretenes Grinsen. Einer sieht aus wie ein Latino, der andere wie ein preußischer Polizist. Sie scheinen alles daran zu setzen, dass ich den Flieger verpasse.

Ich suche mir den Latino aus und bitte ihn, seinen Job zu tun. Verlegen lächelnd macht er seinen Job. Wahrscheinlich denkt er, was er wohl machen soll, wenn ich silberne Liebeskugeln oder eine Mini-Pistole in der Vagina haben sollte und an Bord zu schmuggeln versuche. Dutzende Augenpaare beobachten die Szene, alles schweigt. Neugierig, belustigt, entsetzt…aber alle schweigen.

Nichts piept mehr. Alles ok.

 Ich verpacke mich wieder und hetze zum Gate. Gerade noch rechtzeitig. Im Flieger bleibt der Platz neben mir frei. Schön. Aber er startet nicht.

Dann kommt noch eine Frau hinterher und setzt sich neben mich. Sie ist von etwa 20 Piercings durchlöchert. „Ey, Lady, das haben Sie super gemacht. So schnell wie heute bin ich noch nie durchgekommen. Ich habe einfach angefangen, mich auszuziehen, und die hatten sofort die Panik, hihihi.“

Wir lachen aus vollem Herzen. Schlagartig ist meine miese Laune weg. Gemeinsam mit wildfremden Menschen herzlich über die Absurditäten des Lebens lachen, und dein Tag ist gerettet.

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Nein, das ist keine Piep-Show

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7 Antworten zu Eklat in Schönefeld

  1. anonym schreibt:

    da wäre ich gerne dabei gewesen 😉

    • Ist es typisch, dass dies ein „anonymous“ schreibt ? Womöglich ein Mann ? Ein Latino oder ein Preuße ? …

      Sind die Kollegen in Schönefeld denn noch nicht mit einem von diesen ultramodernen Körperscannern, auch Ganzkörperscanner, Bodyscanner, Nacktscanner oder Terahertz-Kameras genannt ausgerüstet, oder halten sie es mit dem SPD-Europaparlamentarier Wolfgang Kreissl-Dörfler: „Ich ziehe mich aus, wenn ich zum Arzt, unter die Dusche oder ins Bett gehe.“ ?

  2. Paul schreibt:

    Wie ich sie hasse, die 7 Uhr-Flüge nach Brüssel.
    Augen: Haste gesehen, rechts Titte?
    ich: ja,ok lass mich lesen.
    Und dann noch von Schönefeld. Weit weg im Osten, ich könnte eigentlich genausogut in Warschau starten.
    Augen: Links sind sogar zwei!
    Ich: Augen, das sind Propagandatitten, meine Feldstudien haben ergeben, das da meist mehr hängt und , gut ersparen wir uns die Details.
    Aber jetzt ist sie angezogen, der Slip sitzt, Schönefeld 15 Grad.
    Die Untertanin berichtet dann, das ein Bohrkopfmudjahedin, ein Hammernazi, also ein Verdächtiger, behauptete, als Bürger mit Bohrer fliegen zu dürfen.
    Dies, haben unsere geliebten Volkspolizisten dann, zum Glück abgewendet.
    Die dann folgende Episode, nehm ich unserer Untertanin nicht ab, wer nach dem Aufstehen nicht weiß was er anzieht, weiß auch nicht was er für den Staat auszieht.
    Was mich dann zur eigentlichen Frage führt: Brauchen wir staatliche Kommisare die uns unsere „Geschlechterrollen“ vermitteln, oder durch GEZ, Schule, UnI ect aufzwingen?
    Meiner Meinung nach, sollte man sich von dem Top Down BS freimachen.
    Sonst: Peace and Prosper

  3. Schirrmi schreibt:

    Ja, aber, was hat denn da nun Piep gemacht?

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  6. westendstorie schreibt:

    Du bist schon ´ne echt Tolle ♥

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