Die Kleidung der Frauen als Kampfzone

Niemals werde ich verstehen, warum so viele Männer  (aber auch Frauen) daraus eine Ideologie machen, was Frauen anziehen müssen oder nicht anziehen dürfen. Natürlich, Sie denken jetzt an Saudi-Arabien oder Iran, an die mittelalterlichen Verhüllungsvorschriften nur für Frauen. Ja, stimmt. Wenn man Liberalisierungsbemühungen oder zunehmende Macht von Hardlinern daran ablesen kann, wieviele Zentimeter Haaransatz Frauen unverhüllt lassen können, dann weißt du: diese Leute sind eigentlich geisteskrank. Ein Regime, das keine anderen Probleme hat, ist ein Anachronismus.

Ja. Anachronismus.

Bevor man mir jetzt Islamophobie und AfD vorwirft, ich muss leider sagen, dieser Anachronismus breitet sich aus wie eine ansteckende Krankheit. Vielleicht ist es ein Virus, wir wissen nur noch nicht, ob er sich übers Internet verbreitet wie ein Computervirus oder über biologische Kanäle.

Österreich hat jetzt ein „Burka-Verbot“ eingeführt. Selbst wenn du in der Öffentlichkeit Sonnenbrillen trägst oder bei kaltem Wind einen Schal etwas gründlicher trägst, die Polizei kann dich schon verwarnen. Crazy.

Dresscodes am Arbeitsplatz können auch furchtbar sein. Wenn du dich den ganzen Tag in ein Outfit zwingen musst, in dem du dich nicht wohlfühlst, was macht das mit dir? Nicola Thorpes erfolgreicher Kampf gegen den High Heel-Zwang an ihrem Arbeitsplatz fällt mir ein, siehe hier. I love high heels, aber ich möchte auch nicht gezwungen sein, sie den ganzen Tag zu tragen.

Everett, Washington ist ein Ort, von dem die meisten Menschen noch nie etwas gehört haben. Das ist nicht schlimm. Aber der Ort, genauer gesagt seine Stadtverwaltung, will offenbar bekannt werden. Sie haben ein neues Kapitel geöffnet in der never-ending story der Kleidungs-Vorschriften für Frauen, schreibt Reason:

Under a pair of August ordinances, employees at food trucks, drive-up coffee stands, and similar establishments are banned from being in bikinis, shorts, sheer clothing, or any other outfit that shows bare stomachs, shoulders, breasts, lower backs, or pubic areas, or the three inches of leg below the butt. Employee violations can lead to fines for business owners, along with a requirement to register for a special license (which the city can deny) and a five-year probationary period. Subsequent employee violations during the probationary period can get the establishment’s food-service license revoked. And if the owners are judged to have „facilitated“ the „lewd conduct,“ they can be slapped with a $5,000 fine and a year in jail.

Also, sie verbieten sexy Kleidung am Arbeitsplatz. Sie behaupten,  wie auch Saudi-Arabiens Imame, sie wollen nur die Frauen schützen vor sexuelle Ausbeutung. Böse Arbeitgeber zwingen die Frauen, halbnackt zu arbeiten, und damit Kunden anzuziehen. Haha. Aber die wehren sich. Sieben „bikini baristas“ verklagen die Stadt jetzt wegen Verletzung ihres Rechtes auf freie Meinungsäußerung und wegen Diskriminierung von Frauen. Sie haben gute Chancen, zu gewinnen.

Susan Martin’s Leserbrief in der Lokalzeitung sagt alles, was dazu zu sagen ist:

Way to go Everett! I’m so happy that despite our epidemic heroin problem, our homeless problem, over crowded jails, mentally ill people wandering around instead of receiving help, unchecked vandalism, horrible roads and deteriorating infrastructure, and yet you chose to spend your time and our money and energy making sure there’s a dress code for bikini baristas (“Everett outlaws bikini-clad workers at ‘quick-service’ shops,” The Herald, Aug. 18).

Are you kidding? Who the hell does it hurt if a young good-looking girl serves a cup of coffee while wearing a bikini? We have the freedom of choice. If we don’t care to see a young girl wearing a bikini, go to a different espresso stand. What century are we living in now? There is nothing illegal about wearing a bikini. What’s next? A dress code at the beach or on the river? Seriously, this is one of the most ridiculous waste-of-time laws I’ve ever seen in this city.

Everett? I will avoid this place

 

 

 

Über sunflower22a

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6 Antworten zu Die Kleidung der Frauen als Kampfzone

  1. keloph schreibt:

    ein ziemliches dilemma, dadurch verursacht, dass es keinen konsens mehr gibt, was denn bitte „angemessen“ ist, und, wie man mit „unangemessen“ gekleideten menschen umgehen soll. aber durch gesetze lässt sich so etwas kaum regeln, da sprache an sich nicht eineindeutig sein kann, tiefere (be)deutungen sind immer auch im kulturellen kontext erst sinnvoll…….damit wird das ganze (überspitzt) zu einer folge von multi kulti…… und jetzt wird es tatsächlich richtig schwierig.

  2. Pjotr Panini schreibt:

    Eigentlich geht mich Everett und was Frauen wo tragen ja nichts an und ich passe auch nicht in einen Bikini und würde den nicht als meine Berufskleidung ansehen. Möchte aber dennoch erwähnen das an den besagten Lokalitäten Lebensmittel verabreicht werden und ich auch kein Interesse daran hätte die Hautschuppen der Bikinidame in meinem Essen zu haben.

    Also könnte es vielleicht sein das dem Schnappreflex der anything goes Fraktion schlichte Hygienbestimmungen entgegenstehen?

  3. Martin schreibt:

    Hallo Sunflower, ich empfinde dieses Gesetzt auch als Schwachsinn (es ist schon eine ziemliche Bevormundung), aber ich kann auch die Intention der Befürworter verstehen. Es geht vermutlich eher weniger darum, „sexy“ Kleidung zu verbieten (Prüderie und so), sondern eher dem (gesellschaftlichen/wirtschaftlichen) Zwang entgegen zu wirken, dass Kellnerinnen sich sexy kleiden „müssen“, damit sie dort arbeiten können. Wer sich nicht sexy zur Schau stellt, zieht weniger Kunden an …

  4. Bill schreibt:

    Wenn die Frauen sich so sexy kleiden dürfen wie sie mögen, darf ich dann auch meine Pin-Ups wieder hinhängen? Und meine Schamkapsel wieder anlegen?

  5. Pingback: Künstliche Intelligenz | sunflower22a

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