Die nackte Frau als Objekt der Begierde, als Verkörperung der Schönheit , der paradiesischen Unschuld, des ewigen Lasters…alles mögliche haben Künstler über die Jahrhunderte hineinprojiziert und interpretiert. In der Antike waren nackte Körper noch geradezu normal, sie hatten nicht unbedingt eine sexuelle Konnotation. Die Athleten der Olympischen Spiele der Antike waren nackt – aber es waren nur Männer. Auch in den prüderen Jahrhunderten durften Künstler immer nackte Körper malen, und bald fanden sie die Frau weit interessanter als den Mann. Malerinnen oder Bildhauerinnen hatten Seltenheitswert. So blieb der künstlerische Blick auf die Frau ein männlicher Blick. Ein Blick, der die Frau als schön, weich, sinnlich, verletzlich, verlockend, manchmal auch sündig sieht, aber selten als starke eigene Persönlichkeit, mit eigenem Willen oder gar eigener Sexualität.
Erst in den letzten Jahrzehnten haben sich die Künste von der männlichen Dominanz gelöst, Künstlerinnen konnten sich frei entfalten und haben häufig eine andere Perspektive, einen anderen Blick als ihre Kollegen. Das gilt natürlich und ganz besonders für den Blick auf den nackten Körper. Interessanterweise finden auch Künstlerinnen den Körper der Frau viel interessanter, ästhetischer als den des Mannes, eigentlich sehr erstaunlich. Mir geht es genauso, obwohl ich würde mich natürlich nicht als Künstlerin bezeichnen.
Annika Connor, Violet Nude 2012
Amanda Charchian, Calm Sea 2012
Die Galerie Untitled Space zeigt jetzt eine sehr spannende Ausstellung. The Female Gaze on The Nude zeigt Werke von 20 Künstlerinnen, Photographie, Malerei, Skulpturen, Videokunst . Sehr schöne Werke. Einziges Problem: Die Galerie Untitled Space befindet sich in New York City. Leider habe ich die Eröffnung verpasst. Aber du kannst auch auf der Website viele Werke bewundern und sogar online kaufen. Schaut rein, es lohnt sich.
Logan White, LA Nudes, Fire, 2013
Sophia Wallace, Untitled (Sokhom), 2002