Wir sind alle Jonny K. Potenziell jedenfalls.

Sechs hirnlose Typen mit einschlägigen Vorstrafen schlagen einen jungen Mann aus nichtigem Anlass tot. Sie schweigen sich aus, wer der Killer war, sie zeigen keine Reue, geben deutlich zu verstehen dass sie sowas jederzeit wieder tun würden. Das Berliner Landgericht verurteilt sie zu Haftstrafen zwischen zwei und viereinhalb Jahren. Allgemeines Erstaunen, nicht zuletzt bei den Angeklagten – wie bitte, so hohe Strafen? Die sogenannte „Jugendgerichtshilfe“ hatte in der Tat zwei Wochen vor dem Urteil sogar empfohlen, für drei der sechs Täter noch nicht mal Haftstrafen anzuordnen. „Jugendgerichtshilfe“ – für Täter, die längst erwachsen sind. Menschenverachtender geht es nicht.

Was ist in der deutschen Justiz ein Menschenleben wert? Nicht viel. Für organisierte Raubkopierer gibt es 5 Jahre Höchststrafe. Bankraub mit einer Waffe mindestens drei Jahre. Gustl Mollath wurde sieben Jahre weggesperrt, obwohl er nicht mal ein Verbrechen beging. Er ging einflussreichen Leuten auf die Nerven und drohte ihre Geschäfte zu stören.

Mein Gerechtigkeitsempfinden wird von den politischen Zuständen in Deutschland (aber bei weitem nicht nur hier) jeden Tag aufs neue brüskiert. Strukturelle Ungerechtigkeiten sind das eine, dafür verdünnen sich die Verantwortlichkeiten sehr weitgehend. Wenn die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden, ja das ist eine Beleidigung des Gerechtigkeitsempfindens. Aber wer konkret ist dafür verantwortlich?  Schwer zu sagen. Jedenfalls viele. Sehr viele.

Aber wenn sechs Killertypen dafür, dass sie jemanden zufällig umbringen, nur solche Mini-Haftstrafen bekommen und wahrscheinlich nur dann voll absitzen müssen, wenn sie sich besonders bekloppt anstellen, dann gibt es dafür konkret Verantwortliche. Nämlich Richter. Und die dürfen anscheinend alles. Die einzigen, die ihre Entscheidungen korrigieren dürfen, sind andere Richter.

Entweder diese Justiz repräsentiert die Wertevorstellungen dieser Gesellschaft, und dann ist ein Menschenleben weniger Wert als Geld, Profite und gute Geschäfte. Oder diese Justiz lebt in ihrer eigenen, abgeschlossenen Welt und hat völlig andere Werte, und weiß genau: ein Richter darf alles, „richterliche Unabhängigkeit“ sei Dank, er wird nie belangt für all den Mist den er verbockt.

Eine Krähe hackt üblicherweise der anderen kein Auge aus. Die Causa Jonny K ist ja beileibe kein Einzelfall. Jemand wird in der U-Bahn aus purer Lust an der Gewalt fast tot geschlagen  und wird sein Leben lang mit bleibenden Schäden leben müssen. Der Täter wird gefasst und muss noch nicht einmal in U-Haft. Über 3000 Gewalttaten ereignen sich jährlich allein in den BVG-Verkehrsmitteln. Ich möchte nachts aber keine Angst in den öffentlichen Verkehrsmitteln haben.

Ich weiß nur: Auch wenn sie „Im Namen des Volkes“ drüberschreiben, in meinem Namen sprechen die nicht. Ich will Killertypen wie Onur K. und seine Komplizen für viele lange Jahre weggesperrt sehen, damit ich nicht ihr nächstes Opfer werde. Und ich will Richter rauswerfen oder abwählen können, die in meinem Namen solche Typen immer wieder in die freie Wildbahn zurücksetzen.

Aber ich will vieles und bekomme es nicht.  Eine Justiz, die tatsächlich im Namen des Volkes Gerechtigkeit spricht, gehört offenbar dazu.

„Im Namen des Volkes? Ihr könnt mich mal“

 ????????

Über sunflower22a

I am a mystery.
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